Medizinische Gründe für eine Zirkumzision
Eine Zirkumzision sollte im Kindes- und Jugendalter nur dann erfolgen, wenn die Phimose (Vorhautverengung, Vorhautenge) Beschwerden bereitet oder diese mit großer Wahrscheinlichkeit im weiteren Leben zu erwarten sind. Typische Anlässe für eine Zirkumzision sind Probleme beim Wasserlassen, häufige Harnwegsinfekte, angeborene Fehlbildungen der Harnwege, eine erschwerte Intimhygiene und eine wiederholt auftretende Eichelentzündung (Balanitis), eine Paraphimose und/oder Probleme beim Geschlechtsverkehr. So kann in einigen Fällen eine Zirkumzision auch schon in sehr frühen Lebensjahren notwendig sein. Bleibt eine Phimose über die Pubertät hinaus bestehen, wird in aller Regel jedem Mann zu einer Zirkumzision geraten.
Darüber hinaus kann sich eine Phimose in späteren Lebensjahren erneut entwickeln. Hauptursache hierfür sind Vernarbungen der Vorhaut, ausgelöst durch eine wiederholt auftretende Balanitis oder einen Lichen sclerosus. Letzterer ist immer Anlass für eine Zirkumzision, unabhängig davon, in welchem Alter er diagnostiziert wird.
Phimose im Kindes- und Jugendalter ist keine Krankheit
Bei männlichen Säuglingen ist es ganz normal, dass die Vorhaut mit der Eichel verklebt ist und sich deshalb nicht zurückschieben lässt. Erklärbar ist dies mit der embryonalen Entwicklung, während der die Schleimhaut der Vorhaut und das Gewebe der Eichel ein Gewebe sind. Erst im Laufe der ersten Lebensjahre löst sich die Verklebung der Vorhaut. So lässt sich im Alter von etwa sieben Jahren bei rund der Hälfte der Jungen die Vorhaut – zumindest weitgehend – zurückschieben. Mit zehn Jahren ist dies bei etwa zwei Dritteln der Fall, im Alter von 13 Jahren bei über 90 Prozent und mit Abschluss der Pubertät bei fast allen Jungen.
Zirkumzision als vorbeugende Maßnahme
Eine im Erwachsenenalter längerfristig bestehende Phimose sowie der Lichen sclerosus sind Risikofaktoren für ein Karzinom (Krebserkrankung) des Penis. Eine Zirkumzision kann dieser schwerwiegenden Folgeerkrankung nachweislich vorbeugen. Männern ohne Phimose wird zu diesem Zweck keine Zirkumzision empfohlen, weil bei ihnen ein Peniskrebs sehr selten ist.
Ebenfalls nicht empfohlen wird eine Zirkumzision, um das Risiko sexuell übertragbarer Krankheiten zu senken. Hierfür ist der Gebrauch von Kondomen, die in Deutschland (im Gegensatz zu vielen Entwicklungsländern) jedem Mann zugänglich sind, die sicherste Maßnahme.
Allerdings setzen die Empfehlungen „keine Zirkumzision“ voraus, dass ein unbeschnittener Mann eine sorgfältige Intimhygiene betreibt und das Smegma routinemäßig entfernt. Die Intimhygiene leistet einen wichtigen Beitrag dazu, die Risiken für Peniskrebs und sexuell übertragbare Krankheiten zu mindern. Eine routinemäßige Zirkumzision, wie sie in einigen Kulturkreisen üblich ist und die bereits im Säuglings- oder Kindesalter erfolgt, wird aus medizinischer Sicht nicht empfohlen.
Zirkumzision: Fakten und Zahlen weltweit
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass bei allen jüdischen und muslimischen Männern eine Zirkumzision erfolgt ist. Damit machen beide Gruppen rund 70 Prozent der beschnittenen männlichen Weltbevölkerung aus. In der jüdischen Tradition erfolgt die Zirkumzision am achten Tag nach der Geburt, in der muslimischen Tradition in aller Regel zwischen dem achten und 13. Lebensjahr.
Auch unter nicht-jüdischen und nicht-muslimischen Männern ist die Zirkumzision in einigen Ländern weit verbreitet: Beispiele hierfür sind
- Australien (59%)
- USA (63-75%)
- Nigeria (90%)
- Philippinen (90%)
- Äthiopien (92%) und
- Madagaskar (98%),
bezogen auf die gesamte Weltbevölkerung schätzt die WHO, dass etwa jeder dritte Mann eine Zirkumzision erfahren hat. Detaillierte Daten zur Häufigkeit von Zirkumzisionen in Deutschland sind nicht verfügbar. Wenige Studien deuten darauf hin, dass hierzulande Zirkumzisionen bei nicht-jüdischen und nicht-muslimischen Jungen und Männern eher selten sind.
*Quelle: Deutscher Bundestag, Ausarbeitung WD 9 – 30007092-12, 2012
Verschiedene Methoden und Techniken der Zirkumzision
Bei der radikalen Zirkumzision (der vollständigen Beschneidung) wird die Vorhaut rund um die Eichel komplett entfernt. Hingegen bleibt bei der plastischen Zirkumzision (Teilbeschneidung) ein gut beweglicher, die Eichel bedeckender Teil der Vorhaut erhalten. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit einer Erweiterungsplastik. Hierbei wird die Öffnung der Vorhaut vergrößert, ohne dass die Vorhaut wesentlich beschnitten wird. Welche Methode der Zirkumzision am besten geeignet ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab: unter anderem von den Beschwerden, die die Phimose hervorruft, aber auch vom Alter des Patienten. Plastische Zirkumzision und Erweiterungsplastik kommen überwiegend für Kinder infrage, die radikale Zirkumzision für Erwachsene. Zudem kann die Ärztin/der Arzt eine Zirkumzision mit unterschiedlichen Operationstechniken ausführen.
Eingriffe aus medizinischer Notwendigkeit erfolgen unter Vollnarkose oder örtlicher Betäubung – zumeist ambulant (ohne Klinikaufenthalt) durch spezialisierte Ärztinnen/ Ärzte.
Intimhygiene nach einer Zirkumzision
Eine Zirkumzision gilt als allgemein risikoarmer Eingriff. Zu den anschließenden Beschwerden im Intimbereich gehören leichte Schmerzen, Schwellungen und Rötungen von Eichel und Penis. Nach etwa zwei bis drei Wochen ist der Heilungsprozess abgeschlossen. In dieser Zeit sollten die ärztlicherseits empfohlenen Maßnahmen, die eine Wundinfektion behindern und/oder die Wundheilung unterstützen, sehr ernst genommen werden.
Nach einer Zirkumzision kann sich kein Smegma mehr zwischen Vorhaut und Eichel ansammeln, was die Intimhygiene vereinfacht. Dennoch sollte diese nach dem Eingriff keinesfalls vernachlässigt werden – im Sinne der allgemeinen Gesundheit des Intimbereiches, des eigenen Wohlbefindens und der Fürsorge gegenüber der Partnerin/dem Partner. Auch deshalb, weil die Eichel nach einer Zirkumzision nicht mehr durch die Vorhaut geschützt ist und deren zarte Intimhaut dadurch trockener werden kann. Empfehlenswert zur täglichen Pflege des männlichen Genitalbereichs ist deshalb die fettreiche Deumavan Schutzsalbe, die nach jedem Waschen, Baden oder Duschen als hauchdünner Film aufgetragen wird. Zur schonenden Reinigung des Intimbereichs ist Deumavan Waschlotion sehr gut geeignet, die zudem anstelle eines Rasierschaums zur Intimrasur verwendet werden kann.